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Der Tubenproduzent aus dem Vogtland setzt mehr und mehr auf Nachhaltigkeit. Damit einher geht der Umbau der Produktion. Der jungen Werkleiterin Julia Schröder ist aber auch noch anderes wichtig.

Nachhaltigkeit soll im Unternehmen Linhardt, welches seit mehr als 30 Jahren im Pausaer Gewerbegebiet seinen Sitz hat, zukünftig eine größere Rolle spielen. Genauso spricht das Unternehmen gerne von der Linhardt-Familie, die man sein will. Julia Schröder, die seit zwei Jahren das Pausaer Werk mit 268 Mitarbeitern leitet, ist es wichtig, beides auch tatsächlich umzusetzen und zu leben.

“Wir haben begonnen, die Produktion umzubauen”, sagt sie. “Die Multiflex-Produktionslinie läuft aus.” Darunter versteht man die Herstellung einer sogenannten Laminat-Tube, welche aus verschiedenen Kunststoffschichten besteht, die verschweißt und verklebt werden. Mit dem Recycling-Gedanken und der Fridays-for-Future-Bewegung sei dies nicht mehr vereinbar, diese Produktion nicht mehr zukunftsfähig. “Das Alte geht, das Neue kommt”, sagt Julia Schröder. Damit meint die Vogtländerin die nun elfte Fertigungslinie für Tuben aus Aluminium. “Ende Juni soll die neue Linie aufgebaut werden, dafür muss noch einiges vorbereitet werden”, blickt Schröder voraus. In dem Herstellungsprozess entsteht dann aus einem Aluminium-Rohling in der Größe eines Zwei-Euro-Stückes, nur etwa doppelt so stark, eine komplette Tube. Zwischen 140 bis 160 Tuben können in der Minute ausgeformt, bedruckt und mit einem Verschluss versehen werden. Lediglich das Füllen und Verschließen erfolgt dann beim jeweiligen Kunden. “Es freut uns immer, wenn man die Senftube oder die Fenistil Tube später beim Einkaufen wiedererkennt.”

“Für die neue Fertigungslinie suchen wir noch 16 neue Mitarbeiter, welche wir bereits frühzeitig anlernen wollen.” An einer Linie arbeiten pro Schicht bis zu sechs Beschäftigte. Vier Schichten gibt es, die unter den Mitarbeitern regelmäßig wechseln. “Sonntagvormittag und -nachmittag aber hat jeder frei”, sagt die Werkleiterin. “Dafür sind wir extra von 40 auf 38 Stunden herunter, und das bei gleichem Lohn.” Für die Tubenproduktion gibt es keinen speziellen Beruf. Industriemechaniker, Drucktechniker oder auch Quereinsteiger sind gefragt. “Wir haben auch einen ehemalige Bildhauer oder Fleischer.” Die Qualifizierungsphase dauert ein halbes Jahr. Auch einige Auszubildende lernen derzeit bei Linhardt den Beruf des Industriemechanikers, Elektrikers oder Maschinen- und Anlagenführers. Das Thema Nachhaltigkeit soll bei Linhardt zukünftig einen breiteren Raum neben der Tubenproduktion einnehmen. “Wir ersetzen die alte Beleuchtung durch LED-Lampen. Und wir wollen Wärmerückgewinnung erzielen”, sagt Schröder.

Sie selbst ist dankbar, sagt sie, dass sie im Alter von 30 Jahren bereits Betriebsleiterin bei Linhardt werden durfte. “Das war eine große Chance, Verantwortung zu übernehmen.” Zuvor lebte die studierte Laser- und Optotechnologin Julia Schröder fünf Jahre in Hamburg, wo sie in der Entwicklungsabteilung eines Unternehmens tätig war, welches Medizinprodukte herstellte. “2018 habe ich entschieden, dass ich zurück ins Vogtland wollte.” Sie begann bei Linhardt in der Produktionsverbesserung und wurde zur Schichtleiterin, bevor sie 2019 zur Werkleiterin ernannt wurde. “Mir ist wichtig, dass der Mensch mehr im Mittelpunkt steht.” Er ist es, der ein gutes Produkt herstellt. Und: “Ich kenne jeden Mitarbeiter mit Namen.” Sich auf Augenhöhe und trotzdem mit Respekt zu begegnen und auch das Familiäre, das sei ihr wichtig. Die Mitarbeiter sollen einbezogen werden und sich wohl fühlen an ihrem Arbeitsplatz.

Das erste Corona-Jahr 2020 war durchaus nicht einfach. “Die ganzen Beautyprodukte fielen weg, also auch die Tuben”, so Schröder. Friseure und Kosmetikstudios hatten ja geschlossen. Es gab auch Coronafälle bei den Mitarbeitern, auch da musste man durch.

1991 wurden in Pausa die ersten Tuben produziert, dazu war die ehemalige Wäschefabrik gekauft worden. Das Hauptwerk des Tubenherstellers Linhardt befindet sich in Viechtach, ein weiterer Standort in Hambrücken bei Karlsruhe.