Dieses Mal ein Artikel aus der Passauer Neuen Presse:
Aus DMW wird Tec.Point LILI
Linhardt verlagert seinen expandierenden Maschinenbau und Teile der Verwaltung nach Geiersthal-Linden ->
Geiersthal. Es klingt wie ein Kosename. “LiLi” soll der neue Ableger des Viechtacher Tubenspezialisten Linhardt heißen. Erfunden haben den Namen die IT-Techniker der Firma, die bereits zugange waren, um die technischen Voraussetzungen für die Vernetzung der beiden Firmenniederlassungen in Viechtach-Schlatzendorf und Geiersthal-Linden zu schaffen. Wenn sie zum neuen Standort gefahren sind, sprachen sie von LiLi als Abkürzung für Linhardt Linden, und mit der Ergänzung Tec.Point für die Funktion als Technologiecenter durfte dieser Name dem neuesten Kind eines der europaweit führenden Packmittelhersteller erhalten bleiben.
Die Pläne, die Linhardt für die künftige Nutzung, den zeitlichen Ablauf und mögliche neue Arbeitsplätze auf dem ehemaligen Areal der Dietz Maschinen- und Werkzeugbau GmbH (DMW) im Gewerbegebiet Linden hegt, wurden am Dienstagvormittag bei einer Pressekonferenz durch die beiden Geschäftsführer Erhard Krauß und Franz Hacker, den Abteilungsleiter Horst Knötig, Stefan Pfeffer und von Christian Gürster von der Planungsgruppe für das neue Werk und Helmut Gierl (Gebäudetechnik) der Öffentlichkeit vorgestellt.
Wechselvolle Geschichte Das betreffende Werksgelände in der Frankenrieder Straße im Gewerbegebiet Linden hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Zunächst zog 2012 der 1982 von Ferdinand Dietz gegründete Betrieb “Dietz Systeme” von Viechtach hierher. Nach dessen Insolvenz übernahm die Zwiesel Kristallglas AG ZKG das Areal und führte den Betrieb nach einem Schrumpfungsprozess unter dem Namen DMW weiter. Nach dem Auszug von DMW konnte Linhardt das Gelände erwerben und hat nunmehr begonnen, es zu einem Technologiecenter auszubauen.
Linhardt suchte schon seit Längerem nach geeigneten Räumlichkeiten für die durchaus rasant wachsende eigene Werkzeugbau-Abteilung unter der Leitung von Horst Knötig. Diese Sparte gehört zu den erfolgreichsten in der Linhardt-Gruppe mit zweistelligen Zuwachsraten.
Verlagerung der Abteilung Werkzeugbau Sie stellt nicht nur Werkzeuge für die eigene Packmittelproduktion des Unternehmens her, sondern ist für externe Kunden tätig, für die sie Spritzguss-, Stanz- und Biegewerkzeuge entwickelt und fertigt, aber auch Sondermaschinen baut und ganze Baugruppen montiert. Die Kunden dieser Abteilung kommen aus unterschiedlichen Branchen von Pharma bis Automotive und schätzen an dieser Werkzeugproduktion nicht zuletzt die hervorragende technische Ausstattung und die “kurzen Wege” und das dadurch gegebene Tempo bei der Auftragsabwicklung.
Seit dem Frühsommer ist eine Planungsgruppe von Linhardt unter der Leitung von Stefan Pfeffer und Christian Gürster damit befasst, die Neunutzung der Firmengeländes in Linden vorzubereiten. Inzwischen sind die Planungen abgeschlossen. Rund 4000 m² Produktions- und 1600 m² Bürofläche stehen zur Verfügung. Drei Viertel der Produktionsfläche soll für die Erweiterung des Werkzeugbaus genutzt werden. Diese Abteilung wird zwar komplett dorthin umziehen, muss deshalb aber nicht neu erfunden werden, vielmehr bleibt die erfolgreich implementierte Grundstruktur erhalten. Deshalb war es auch so wichtig, wie Geschäftsführer Erhard Krauß erläutert, “die Mitarbeiter der Abteilung mitzunehmen, sie in die Planungen einzubeziehen und die Veränderungen transparent zu machen”.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Werkzeugbau erhält mehr Platz, kürzere Wege und zentrale Schnittpunkte. Dadurch werden die Materialflüsse verbessert, die Arbeitsabläufe optimiert und die gleichzeitige Bedienung mehrerer Maschinen erleichtert. Auf diesem Feld arbeitet Linhardt mit Prof. Dr.-Ing. Josef Stettmer von der TH Deggendorf zusammen, der die Firma als Experte für Prozessoptimierung und Automatisierung berät.
Das restliche Viertel der komplett verkranten Halle bleibt vorerst unbebaut. Es steht zum einen für den Werkzeugbau zur Verfügung, sollten die bestehenden Kapazitäten weiter aufgestockt werden müssen. Zum anderen jedoch bietet es Platz für ein “Technikum”, in dem Forschung und Entwicklung betrieben werden könnten, das also für Maschinen- und Anlagentests, den Einsatz von Robotern und andere Neuerungen genutzt werden könnte. Kräftig investiert werden soll künftig auch in den Bereich Konstruktion, also in die Entwicklung eigener Werkzeuge.
Neben dem Werkzeugbau zieht aber auch ein Teil der Verwaltung von Linhardt in die neuen Räumlichkeiten. Die Bereiche Vertrieb, Controlling und Finanzbuchhaltung sollen dort die verfügbaren Bürokapazitäten belegen. Für dieses Geschäftsfeld ist bei Linhardt seit Ende 2015 Franz Hacker als weiterer Geschäftsführer vorwiegend am Standort Hambrücken (bei Karlsruhe) zuständig, während Erhard Krauß als Technischer Geschäftsführer fungiert. Der studierte Betriebswirt Hacker verspricht sich von der “repräsentativen Immobilie” an der B85 einen besseren Zugang für die externen Kunden, für die dieses Gebäude die neue zentrale Stelle für ihren Kontakt mit dem Tuben-Experten werden soll.
Eine repräsentative Immobilie So wird dort auch “ein großer Showroom” entstehen, um die Produkte von Linhardt und die Produktionsschritte den Kunden präsentieren zu können. Auch Konferenzen und Tagungen mit Vertriebspartnern und Kunden sollen künftig hier abgehalten werden.
Derzeit stehen die Hallen in Linden noch ziemlich leer. Es sind Umbau-, Reinigungs- und Malerarbeiten im Gange, im neuen Jahr soll ein Industrieboden verlegt werden. In enger Zusammenarbeit mit der Kommune Geiersthal und mitfinanziert von Linhardt wurden bereits die Breitbandanschlüsse erstellt.
Fördermittel für das gesamte Projekt wurden weder beantragt noch sind welche geflossen. Linhardt selbst hat einen “beträchtlichen Betrag” – näher will sich die Geschäftsführung nicht äußern – in den Kauf und die Umrüstung des Gebäudes gesteckt. Die größte Herausforderung wird die Verlegung von rund 30 bis zu 16 Tonnen schweren Großmaschinen von Viechtach an den neuen Standort darstellen. Der Umzug mit Unterstützung einer Spezialfirma soll bis zum Frühjahr 2019 abgeschlossen sein. Die Kunden sollen davon möglichst wenig mitbekommen.
Am Ende könnten “rund 100 +x” (Erhard Krauß) Linhardt-Beschäftigte die DMW-Halle wieder mit Leben erfüllen. Neben den Mitarbeitern aus Vertrieb, Buchhaltung und Controlling handelt es sich um die 65 Fachkräfte aus dem Werkzeugbau, die bis 2020 um etwa “ein Dutzend” aufgestockt werden. Dafür sucht Linhardt qualifizierte Leute, die aber auf dem leergefegten Fachkräftemarkt nicht leicht zu finden sind. Aber, so Erhard Krauß, “wir sind ein attraktiver und erfolgreicher Arbeitgeber, wir kommen aus Region, setzen auf die Region und bleiben in der Region”.
Autor: Peter Spranger, PNP