Der Betriebsratsvorsitzende Hans Stasny verlässt LINHARDT. Auf eigenen Wunsch geht der 61-jährige mit 45 Berufsjahren in den Vorruhestand. Schon zu Zeiten der gesetzlichen Altersteilzeitregelung habe er sich um ein stufenweises Ausscheiden aus dem Unternehmen bemüht, sagt Stasny. Im Interview blickt der scheidende Betriebsratsvorsitzende des Werkes Viechtach zurück.

Herr Stasny, hat Ihr Ausscheiden mit der derzeit laufenden Prozessinitiative zu tun?

„Nein, sicher nicht. Den Gedanken aufzuhören habe ich schon lange im Kopf. Leider ist vor einigen Jahren die gesetzliche Grundlage für Altersteilzeit weggefallen. Im Betriebsratsgremium läuft’s zur Zeit sehr harmonisch. Die Umstrukturierungsmaßnahmen der Prozessinitiative werden relativ schonend umgesetzt. Bisher gab’s keine einzige Kündigung und es ist schon das meiste geschafft.“

Wie wird das mit Ihrer Nachfolge im Betriebsrat geregelt?

„Offiziell bin ich noch bis 30. April in der Firma. Wie lange ich noch im Büro sein werde, weiß ich noch nicht. Meinen Vorsitz werde ich bald abgeben, das Gremium ist bereits informiert. Daraufhin wird ein neuer Vorsitzender innerhalb des Gremiums gewählt. Nach meinem Ausscheiden aus der Firma wird dann ein Kollege entsprechend der letzten Wahlergebnisse in den Betriebsrat nachrücken.“

25 Jahre Betriebsratsvorsitzender. Erinnern Sie sich noch an die Anfänge?

„Sehr gut sogar. Vor meiner ersten Betriebsversammlung habe ich am ganzen Körper gezittert. Das war damals in der Kantine. Herr Beil hat mich beruhigt: „Die stehen doch alle auf Ihrer Seite!““

Was waren die großen Themen – oft auch die großen Konflikte – während Ihrer Amtszeit?

„Der erste Knackpunkt war, als wir damals von Herrn Winterling die Freistellung eines Betriebsrats eingefordert hatten. Das hat er mich lange spüren lassen, ist dann aber von sich aus auf mich zugekommen und das Thema war aus der Welt geschafft. Auch dass wir bis heute keine Tarifbindung haben, tut mir leid. Es war immer mein Wunsch, aber es ist noch nicht gelungen.
Kritische Themen gab es natürlich viele. Ich hatte oft schlaflose Nächte. Mit der Zeit bekommt man etwas Routine. Das Problem ist, dass man immer zwischen der Geschäftsführung und der Belegschaft steht. Manchmal kommt Kritik aus der Belegschaft, die nicht gerechtfertigt ist. Die Boni für die Samstagsarbeit, zum Beispiel, sind bei uns sehr gut. Das gibt’s sonst nirgends. Frust und Erfolge wechseln sich eben ab. Aber wir konnten uns auch nach harten Diskussionen immer in die Augen schauen.“

Was hat sich in den mehr als 30 Jahren verändert, die Sie bei LINHARDT sind?

„Die meisten Veränderungen sind wohl der gestiegenen Mitarbeiterzahl und dem Auftragswachstum geschuldet. Manche ältere Mitarbeiter kommen mit dem 4-Schicht-System und der Samstagsarbeit auch heute noch nicht zurecht. Ich meine auch, dass der Familiengedanke zu kurz kommt. Feste oder Ausflugsfahrten sind wegen der Wochenendschichten kaum mehr möglich.“

Wie hat Ihre Familie Ihren Entschluss aufgenommen?

„Wir haben uns die Entscheidung nicht einfach gemacht. Meine Frau war zuerst skeptisch und hat überlegt, ob das gut ist. Wir haben auch mit unseren beiden Töchtern darüber gesprochen und die Entscheidung gemeinsam getroffen.“

Und  was wird der Rentner Stasny machen?

“Ja, meinen Sport natürlich: Rad fahren, schwimmen, im Winter Langlauf. Ich möchte auch mein Englisch verbessern. Vor einiger Zeit habe ich angefangen Gitarre zu spielen und bin wieder ins Schach eingestiegen. Da will ich auch besser werden.“

Stationen einer Karriere:

– Gelernter Schlosser, seit 1984 bei LINHARDT, zuvor bei der Firma Götz und der Deggendorfer Werft, Meisterprüfung in München
– Presserei Tuben, Stellvertretender Abteilungsleiter, 1995 bis 2001 Abteilungsleiter Stanzerei und Beizerei
– Seit 1987 im Betriebsrat, seit 1990 Betriebsratsvorsitzender
– Zwölf Jahre Stadtrat in Viechtach