Helmuts Reise begann mit dem Motorrad direkt von daheim, vom idyllischen Krailing, aus. Die malerische Umgebung am ersten Halt in Finkenberg setzte den perfekten Auftakt für das Abenteuer.
Ab Chemnitz ging es im Zweiergespann weiter. Hier traf Helmut einen Kumpel aus früheren Zeiten und gemeinsam setzten sie ihre Tour fort. Die Straßen führten sie quer durch Deutschland zum ersten Ziel, das Schiffshebewerk bei Niederfinow und schon am zweiten Tag erreichten sie Polen. Ein historisches Highlight in Polen war der Besuch der Wolfsschanze, dem ehemaligen Führerhauptquartier aus dem 2. Weltkrieg. Dort hat auch das Staufenbergattentat stattgefunden, was auch in einem Gebäude aus der Zeit nachgestellt ist. Die beeindruckenden Überreste erzählten Geschichten aus vergangenen Zeiten.
Um keine Zeit zu verlieren, ging die Reise bereits am nächsten Tag weiter nach Litauen. In Litauen stand der Besuch des geografischen Mittelpunkts von Europa auf dem Programm. Ein wahres Spektakel, dort zu stehen. Nach einer Übernachtung in Litauen fuhren die beiden Biker weiter nach Lettland, wo der Berg der Kreuze stark beeindruckte. Zwischen 25.000 und 30.000 Kreuze schmückten diesen mittlerweile katholisch und touristisch geprägten Wallfahrtsort und bildeten eine einzigartige Kulisse. Die Entstehung kommt eigentlich aus der Sowjetzeit. Es war damals eine Art Widerstand gegen die Obrigkeit. “Immer wieder sieht man von der Straße aus Kreuze auf Bergen, die auf diese Zeit hinweisen”, so Helmut. Am Abend wollten sich die beiden in einem lettischen Einkaufszentrum ein Six-Pack Bier erlauben, doch dieser Genuss blieb lediglich ein unerfüllter Wunsch. Es war bereits nach 20 Uhr und die Kassiererin zog das Bier ein, da der Verkauf von alkoholischen Getränken nach dieser Uhrzeit untersagt ist.
- Wolfsschanze
- Europas geografischer Mittelpunkt
- Berg der Kreuze
Nach den vielen Ausflügen sorgte ein kurzer Abstecher an die Ostsee in Pärnu, Estland für ein wenig Entspannung. Von Pärnu ging es schließlich weiter nach Tallin und von hier ging es mit dem Schiff über die Ostsee weiter nach Helsinki. Die finnische Hauptstadt beeindruckte mit ihrer Mischung aus Tradition und Moderne. Das bewies zum Beispiel die Felsenkirche – ein Meisterwerk in einen Felsen gehauen. Sie gilt als herausragendes Beispiel für die finnische Architektur der 1960er Jahre. Außerdem wird sie wegen ihrer Akustik auch gerne für Konzerte genutzt.
- Kurze Pause in Estland
- Unterkunft in Estland
- Felsenkirche in Helsinki
Mit jedem gefahrenen Kilometer wuchs die Spannung auf die weitere Zeit. Die Reise führte die beiden weiter zur finnischen Seenplatte, eine Region voller Naturwunder und Seen. Die beiden verbrachten die erste Nacht in einer kleinen Hütte direkt an der Ostsee. Die zweite Nacht in Finnland verbrachten sie anders als üblich – nicht in einer gemütlichen Hütte, sondern auf dem Zeltplatz in der Nähe der russischen Grenze. “In den skandinavischen Ländern gibt es auf jedem Campingplatz kleine Holzbuden, in denen man übernachten kann. Dort ist man vor Wind und Wetter geschützt” (siehe Bild). Ein unvergessliches Erlebnis. Die Fahrt durch Skandinavien zeigte sich von ihrer besten Seite, mit beeindruckenden Stauseen und malerischen Landschaften entlang ihres Weges. Die Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 km/h in den meisten Teilen Skandinaviens ermöglichte nicht nur eine entspannte Fahrt, sondern auch das volle Genießen der Umgebung.
- 1. Quartier in Finnland
- Aussicht vom 1. Quartier aus
- Campingstelle in Finnland
- Finnische Seenplatte
Am 66° 32´ 35´´ Breitengrad angelangt, war eines sofort sichtbar: Hier ist das ganze Jahr Weihnachten. Hier ist Santa Claus zu Hause. Bei 20 Grad im Schatten ist dies zwar schwer zu glauben, aber auf jeden Fall einen Abstecher wert! Ein Stückchen weiter, in Sondankylä, übernachteten die beiden in einer tollen Unterkunft direkt am Fluss. Dass die Heimat von Santa Claus jedoch nicht weit entfernt liegt, bewiesen die Rentiere, die sich auf der Terasse der beiden umhertrieben.
In Lappland eröffnete sich den Reisenden eine Traumstraße, die Helmut während einer spontanen Entdeckung beim Vorbeifahren ins Auge gefasst hatte. Hier zeigte sich bereits deutlich, dass die Vegetation im Vergleich zu unseren Breitengraden langsamer voranschreitet. Die Bäume wurden kleiner, und die Landschaften verwandelten sich allmählich in eine karge Kulisse. Die extremen Lichtverhältnisse des Nordens hinterließen einen nachhaltigen Eindruck: Im Sommer gibt es keine Dunkelheit, im Winter hingegen kein richtiges Tageslicht. An das muss man sich erstmal gewöhnen. Ein interessanter Fakt, den sie hier erfuhren: Alkoholkonsum ist stark tabuisiert. Der Staat hat das Monopol auf den Verkauf, eine Maßnahme, die auf den früheren hohen Alkoholkonsum zurückzuführen ist, welcher aufgrund der langen dunklen Winterzeit zu einer erhöhten Depressionsrate führen kann. Am nächsten Tag setzten sie ihre Reise fort in Richtung Nordkap, dem äußersten Punkt Europas. Je karger die Landschaft wurde, desto näher kamen die beiden ihrem Ziel. Durch Tunnel, die unter dem Meer hindurchführten und endlose Straßen gelangten sie zur Oskarsäule und schließlich zum Nordkap. Unsere Midi-B´s und die LINHARDT Flasche waren dabei natürlich immer mit dabei!
- Santa Clause am Polarkreis
- Unterkunft in Sondankylä
- Ausblick von der Hütte: Rentiere
- Finnlands Straßen
- Fluss in Lappland
- Fjörd in Norwegen (Porsangen)
- Letztes Quartier vor Nordkap
- Mitternachtssonne um 2 Uhr nachts
- Auf dem Weg zum Nordkap
- Helmut und die Oscarsäule
- Nordkap
Noch am selben Tag entschieden sich Helmut und sein Kumpel, den Rückweg anzutreten. Leider begleitete sie der Regen auf den letzten Metern nach Hammerfest, der nördlichsten Stadt der Welt. Aber trotz des nassen Wetters ließen sie sich nicht entmutigen. Nach einer Nacht in einer 10 m2 Hütte ging es am nächsten Tag weiter.
Das Wetter meinte es gut mit ihnen, denn der Regen hielt nicht bis zum nächsten Tag. In Hammerfest verweilten sie nur eine Nacht. Die Rückreise durch die faszinierende nordische Landschaft war geprägt von zahlreichen Brücken und Fährüberfahrten. Am darauffolgenden Tag setzten Helmut und sein Kumpel die Reise fort, diesmal mit dem Schiff in Richtung Tromsó. Für beide war es eine Premiere, mit dem Motorrad eine norwegische Fähre zu nutzen. Doch dies gestaltete sich äußerst unkompliziert. Die staatlichen Überfahrten sind zum Teil kostenfrei, während private Fähren lediglich etwa 10 € pro Strecke kosten. “Man sieht hier Dinge, die in unserer Heimat ungewöhnlich erscheinen würden. Ein Kreisverkehr in einem Tunnel unter der Stadt mag für uns verrückt klingen, ist hier jedoch ganz normal”, erklärte Helmut. In Tromsó selbst legten sie eine kurze Pause ein, bevor sie ihre Reise fortsetzten, diesmal in Richtung Finnland. Dort verbrachten sie eine Übernachtung in einem Wanderzentrum, um sich für die kommenden Etappen zu stärken.
- Kapstraße
- Hammerfest
- Brücke über den Fjörd
- Fjörd (Vargsund)
- Immer an Fjörden entlang
- Mit der Fähre zurück
- Ein Denkmal an die Tribitz – Ein versenktes Kriegsschiff
Der nächste Tag begann mit einer kleinen Herausforderung: Einem platten Reifen. Doch das hielt die beiden Abenteurer nicht auf! Ihr Ziel war Kiruna, bekannt für den sogenannten Schwedenstahl. Aufgrund von Bergbauaktivitäten muss hier sogar ein Stadtteil abgerissen werden, doch Helmut und sein Kumpel bekamen diesen noch zu sehen. Die Reise setzte sich fort nach Narvik, wo das gesamte Erz, das in Kiruna abgebaut wird, transportiert und auf Schiff für den Weitertransport verladen wird. Ein weiterer Tag bricht an, der Platte Reifen wurde zunächst aufgepumpt, damit sie sich an der nächsten Tankstelle einen Reifenpiloten kaufen konnten. Nachdem die halbe Dose eingeblasen wurde, ging es weiter.
Mit einer Fährüberfahrt ging es anschließend zu den Vesterolen und von dort weiter zu den Lofoten. Das Navigieren mit der Fähre war für die beiden inzwischen vertrautes Terrain. Die Lofoten zählen bei den meisten zu den bekanntesten und beliebtesten Reisezielen im Norden, dank ihrer atemberaubenden Landschaften, die sich auch auf den folgenden Bildern zeigen. Von beschneiten Bergen bis hin zu Sandstränden, die durch die Meerströmung hier natürlich entstehen, ist hier alles geboten.
- Sørvågen
Von Henningsvær aus setzten Helmut und sein Kumpel ihre Reise über Moskenes fort, diesmal per Fähre nach Bodø. Am nächsten Tag stand auf dem Plan auf der E6 Strecke Richtung Süden zu fahren. Vorher aber wurde der platte Reifen geprüft, der leider wieder Luft verloren hat. Helmut ließ sich nicht aufhalten, pumpte den Reifen erneut auf und weiter ging´s! Unterwegs verirrten sich die beiden, doch diese kleine Abweichung führte zu einem unerwarteten Highlight. Durch diesen Umweg gelangten die beiden zu einem beeindruckenden Gletscher, der eine Fläche von etwa 400 km2 bedeckte und eine Eisdicke von 200 m aufwies. Die Sonne schien mit 20 Grad, und es war schwer zu glauben, dass sich die Gletscherzunge in unmittelbarer Nähe bis ca. 100 m an den Fjord heran reicht. “Da stehst 40 m über dem Meeresspiegel und du siehst einen Gletscher.”, staunte Helmut.
Nach dem beeindruckenden Zwischenstopp setzten sie ihre Reise erneut mit dem Schiff fort, und dabei überquerten sie unbewusst wieder den Polarkreis, diesmal auf der anderen Seite. Auf der Hauptstrecke Richtung Trondheim legten die beiden mehr Kilometer zurück als üblich und fingen dabei mit ein paar Stopps viele faszinierende Bilder von der Landschaft ein. Die berühmte Atlantikstraße wurde überquert und in Ã…ndalsnes bezogen sie ihre 14. Unterkunft im Norden. Hier hat es leider Helmuts Kumpel mit einer Panne erwischt! Am rechten Vergaser hat sich eine Schraube gelöst und diesen dadurch verstellt. Nachdem die Verkleidung demontiert wurde, wagten sie einen ersten Reparaturversuch. Dieser war eher semi-erfolgreich! Am folgenden Tag setzten sie ihre Reise fort, diesmal in Richtung Trollstigen und weiter nach Geiranger. Das Wetter spielte leider nicht mit, was einen Kontrast zu Helmut’s Erfahrung vor zwei Jahren darstellte, als er bereits mit dem Schiff in dieser Gegend unterwegs war. Von Geiranger aus führte die Route dann über die Berge talabwärts in Richtung Lillehammer. Die Umgebung war geprägt von malerischen Flusslandschaften, die besonders für Wildwasserrafting beliebt sind.
- Überfahrt Lofoten nach Bodø
- Gletscher (40 m über dem Meeresspiegel)
- Quartier vor Trollstigen
- Geiranger
Am folgenden Morgen wurden die beiden unerwartet von einem Regenschauer überrascht. Glücklicherweise ließ der Regen nach ein paar Stunden nach, und die Reise konnte fortgesetzt werden. In Lillehammer besichtigten sie die Sportstätten, wie zum Beispiel die Eishalle und die Skisprungschanze, der Olympischen Winterspiele von 2016, wobei das Motto “Hinfahren – Foto machen – Weiterfahren”, wie bei den meisten anderen Stopps galt. Nach einer angenehmen Übernachtung in Schweden in einer kleinen privaten Hütte setzten sie ihre Fahrt fort. Helmut warnte: “Vor Elchen muss man hier besonders aufpassen. Die Straßen sind auf 70 km/h begrenzt, da Elchunfälle in den meisten Fällen tödlich enden. Funfact: Um Obstbäume zu schützen, müssen 3 Meter hohe Zäune gebaut werden, da die Elche sonst alles auffressen.
Ein Tag später besuchten sie den Kathulthof, der aus Michel von Lönneberga bekannt ist. Er steht immer noch genau so da wie im Film, inklusive Michels Schnitzkammer. Marielund & Lönneberga waren die nächsten Stationen. Obwohl es im Film so erscheint, als lägen diese Orte nah beieinander, ist dies nicht der Fall, meinte Helmut. Ein Besuch im Husqvarna Museum durfte natürlich nicht fehlen, wenn man schon am Ursprungsort der Firma vorbeikommt. Der Besuch war für die beiden sehr beeindruckend. Die ganze Vielfalt der Artikel, welche Husqvarna fertigt und gefertigt hat, war super interessant. Die Reise ging weiter in Richtung Heimat, durch Dänemark, bis sie wieder in vertrautem Gebiet waren. Bis nach Dänemark hieß es täglich: Reifencheck mit Aufpumpen und Reifenpiloten einfüllen. Beim Vergaser hatten die beiden nach viermal Verkleidung runter und per Gefühl einstellen endlich Erfolg!
In Hamburg passierten sie die Schiffbegrüßungsstelle. Am letzten Tag begleitete Helmut seinen Kumpel noch nach Hause, bevor er selbst die Heimreise antrat. Das Navi auf Landstraße eingestellt, führte Helmut durch Zufall zum Bayernturm, der an der ehemaligen Zonengrenze steht.
Nach einer faszinierenden Reise durch ganz Skandinavien und sage und schreibe 12.000 Kilometern sowie die Durchquerung von 10 Ländern kehrt Helmut mit einem reichen Schatz an Eindrücken und unvergesslichen Erlebnissen wieder zur Heimat zurück.
P.S.: Der blöde Reifen ist bis heute dicht!