Lohnt sich die Instandsetzung einer teuren Werkzeugmaschine? Das ist eine Einzelfall-Entscheidung. Der Viechtacher Werkzeugbau sagte „Ja“ beim Bearbeitungszentrum Hermle U 1000 T. Für die zyklengesteuerte Drehmaschine Weiler E 50 fiel die Entscheidung negativ aus. Eine Instandsetzung würde annähernd so viel kosten wie eine Neuanschaffung.
Nach 15 Jahren im 3-Schichtbetrieb des Werkzeugbaus erbrachte das Bearbeitungszentrum Hermle U 1000 T nicht mehr die geforderte Qualität. Es gab Geometrieabweichungen in allen Achsen, bedingt durch erheblichen Verschleiß der Führungselemente. Da die Maschine qualitativ hochwertig und sehr stabil ist, entschieden sich die Verantwortlichen für eine Reparatur. Eine vergleichbare neue Anlage hätte ca. 350.000 Euro gekostet.
Folgende Wartungen wurden durchgeführt: Austausch der Antriebs- und Führungselemente (Kugelrollspindel, Führungsschuhe und Führungsschienen, Riemen, Riemenscheiben) in allen Achsen; Austausch der Schläuche für die Zentralschmierung; Neulagerung des Spindelkopfs (inkl. Tausch des Werkzeugspanners und neuer Werkzeugkegel); Instandsetzung der Hauptspindelwelle (aufgeschweißt und nachgefräst); Tausch der Faltenbälge aller Achsen; Reinigungs- und Wartungsarbeiten der angeschlossenen Aggregate und Maschinenteile; Tausch aller Betriebsstoffe und Sichtscheiben; Überprüfung der Geometrie, inkl. Kreisformtest.
Die Instandhaltung wurde vom Servicetechniker der Firma Hermle, Herrn Smak, mit Unterstützung der Maschinenbediener durchgeführt. Die Maschine musste teils komplett zerlegt werden, um die Komponenten tauschen zu können. 150 Stunden dauerten die Maßnahmen und kosteten rund 35.000 Euro – ein Zehntel einer Neuanschaffung.
Anders fiel die Entscheidung über das Schicksal der zyklengesteuerten Drehmaschine Weiler E 50 aus. Für eine der zwei fast baugleichen Werkzeugmaschinen ist jetzt Schluss. 21 Dienstjahre mit einer durchschnittlichen Maschinenlaufzeit von ca. 260 Stunden pro Monat (der letzten vier Jahre) hat die Drehmaschine hinter sich. Viele Mitarbeiter haben große Teile ihrer Ausbildungs- und/oder Facharbeiterzeit an dieser Maschine verbracht.
Die Kosten für eine geometrische und mechanische Instandsetzung sowie den Austausch aller relevanten Elektrobaugruppen entsprächen in etwa dem Neupreis einer solchen Werkzeugmaschine. Zudem ist die Sicherstellung von Ersatzteilen für die nächsten Jahre nicht mehr gewährleistet. Die gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich der Arbeitssicherheit sind nicht mehr erreichbar. Und eine Verkürzung der Rüst- und Programmierzeiten ist auch nicht mehr möglich. Daher wäre eine Lebensdauerverlängerung gerade in einem hart umkämpften Markt nicht sinnvoll.