Bericht vom 20.02.2017 aus der PNP

Viechtach. Meistens liegt es nur an einem minimalen Defekt, dass die Kaffeemaschine nicht mehr funktioniert, der Staubsauger nicht mehr saugt oder das Lieblingsspielzeug nicht mehr blinkt. Abhilfe hat hier am Wochenende der Verein Zappelbu.de geschaffen. Jedermann konnte seine kaputten Gerätschaften ins gläserne Atelier am Stadtplatz bringen und rund 20 Linhardt-Lehrlinge um ihren Ausbilder Gerhard Aichinger sowie “Elektronikguru” Hans Foke von Fronhofer & Foke machten sich ans Werk. Die meisten der Geräte konnten laut Zappelbu.de-Chef Patrick Loibl, der als Elektronikmeister auch selbst Hand anlegte, wieder zum Laufen gebracht werden. Der junge Viechtacher war mit dem Zuspruch zufrieden. Laptops, Staubsauger, Kaffeemaschinen, Nähmaschinen und sogar ein Spielzeug-Einhorn brachten Besucher aus Viechtach und Umgebung am Samstag und Sonntag ins Cocobello am Stadtplatz. Viel Platz war dort zwar nicht, aber er hat ausgereicht, dass die insgesamt zwanzig Auszubildenden unter der Aufsicht von Linhardt-Ausbilder Gerhard Aichinger in vier Schichten ihre Schraubenzieher und Zangen zücken und sich über die defekten Geräte hermachen konnten.

Die meisten Arbeiten, sagte Patrick Loibl, seien lediglich ein Aufwand von ein paar Minuten gewesen: “90 Prozent der Defekte liegen an Kleinigkeiten, die schnell repariert werden.” Grundsätzlich durfte jeder kommen. Wenn allerdings sehr seltene oder teure Ersatzteile erst bestellt werden müssten, weil sie nicht im Reservoir der Linhardt-Azubis vorhanden waren, wäre eine Reparatur in diesen zwei Tagen nicht möglich gewesen.
Loibl zufolge konnten fast alle Geräte schnell und problemlos repariert werden. Ihre Zähne bissen sich die Azubis und ihr Ausbilder allerdings an zwei Nähmaschinen aus. “Das waren natürlich spezielle Gerätschaften, für die andere Kenntnisse notwendig sind, als wir sie hatten,” sagte Loibl. Dafür freuten sich aber zwei Kinder mit ihrer Mutter, die am Samstagmorgen ein Spielzeug-Einhorn mit Geräuscheffekten ins Cocobello brachten. Der geliebte Vierbeiner funktionierte nicht mehr wie er sollte. Also spielten die Linhardt-Lehrlinge kurzzeitig Tierarzt und reparierten das Spielgerät. Grund für den Defekt? Ein einfacher Wackler im Ohr des Fabeltiers, ein Schalter im Wert von zwei Cent, so Loibl.
Die Aufgabenteilung war klar geregelt: Die Linhardt-Fraktion mit jeweils vier bis fünf Auszubildenden pro Schicht, die wie alle anderen auch ehrenamtlich arbeiteten, kümmerte sich hauptsächlich um die mechanischen Arbeiten. Patrick Loibl, der selbst Elektronikermeister ist, kümmerte sich um Probleme hauptsächlich an Computern und Laptops und sorgte dafür, dass auch alle Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden.
Für ganz spezielle Fälle hatte Loibl einen Haftungsausschluss parat; unterschreiben musste den allerdings nach Stand von gestern Mittag niemand. Mit Hans Foke von Fronhofer & Foke hatte der Verein außerdem einen “Elektronikguru” an der Seite, der sich um elektrotechnische Feinheiten kümmerte.

Den Besucherandrang fand der Zappelbude-Chef gut. Bis gestern Nachmittag brachten laut Moritz Muhr rund 50 Personen ihre kaputten Geräte in den Glaspavillon. Grund für eine Wiederholung der Aktion? “Vielleicht,” meinte Patrick Loibl. Er sei “guter Dinge”, dass es eine ähnliche Aktion in Zukunft wieder geben könne. Auch Ideen-Geber Moritz Muhr war “sehr zufrieden”. Der Teisnacher Elektroniker fand, dass die Aktion “erstaunlich gut angenommen worden” sei.
Die Idee des “Repair-Cafés” war Moritz Muhr gekommen, dem Elektrotüftler des Zappelbude-Vereins. Weil die Firma Linhardt das zweimonatige KU2-Projekt der Eventagentur “Zappelbu.de” im Cocobello finanziell unterstützt, fand Patrick Loibl: “Da musste ein Angebot mit Mehrwert zusammen mit der Firma Linhardt her.” Muhr machte ihn dann auf Repair-Cafés in ganz Deutschland aufmerksam. Loibl fand den Vorschlag spitze und so war das Projekt im Dezember beschlossen worden.
Zudem spielen Nachhaltigkeit und Wertstoffkreislauf eine Rolle bei der Viechtacher Verpackungsfirma. Auch für die Lehrlinge war das Wochenende lehrreich, denn sie konnten weg vom geregelten Ausbildungsplan ihre Kenntnisse anwenden. Zu schwierig war keine Reparatur, die meisten blieben Fingerübungen für die angehenden Mechaniker, die so ihre Fähigkeiten praktisch erproben konnten.
Gekostet hat die Besucher die Reparatur nichts, die meisten gaben aber laut Loibl eine Spende an den Verein. Die geschätzten Spenden betrugen zum Stand von gestern Nachmittag rund 300 Euro, die zum Großteil in die Zappelbude-Kasse fließen. Außerdem gab es Einnahmen durch den Verkauf von Getränken und Kuchen, während die Besucher darauf warteten, bis ihre Elektrogeräte wieder funktionsfähig waren.