Richard Güttler (49) ist der neue Bereichsleiter für das Management der „Supply Chain“ (= Wertschöpfungskette). Damit sind alle Prozesse gemeint vom Auftragseingang bis zum Zahlungseingang auf dem LINHARDT-Konto. „Diese Prozesse müssen ineinander greifen wie ein Zahnrad ins andere“, sagt der gebürtige Oberbayer. Seine Rolle sieht Güttler in erster Linie als Dienstleister, „als Brücke zwischen Produktion und Vertrieb“.

Herr Güttler, was ist „Supply Chain Management“?

Die „Supply Chain“ ist im Sinne der Kundenbedienung sehr wichtig für das Unternehmen – aber sie ist kein abgegrenzter Machtbereich. Im Gegenteil: Sie fordert durchgängige Prozesse entlang des Wertstroms über alle Abteilungsgrenzen hinweg und muss genau das widerspiegeln: bestmögliche Dienstleistung für den Vertrieb um Kundenwünsche reibungsarm zu bedienen und zugleich bestmögliche Dienstleistung für die Produktion um die vom Markt geforderten Kosten zu erreichen. Uns allen muss klar sein: ohne Aufträge kein Geschäft und ohne Kosteneffizienz kein Gewinn.

Was möchten Sie dafür anders, besser, neu machen?

Es geht mir vor allem darum die „Kultur des Miteinanders“ zu stärken. Hierarchien dienen unserer internen Organisation und der Festlegung von Verantwortlichkeiten. Entlang des Wertstroms sind jedoch alle Mitarbeiter in Teams über Hierarchien hinweg miteinander verbunden. In der Definition von Herausforderungen und Lösung von Problemen herrscht Gleichberechtigung. Alle Zahnräder müssen ineinander greifen – egal ob es sich um ein Problem des Vertriebs, Einkaufs, Wareneingangs, Lagers oder der Produktion handelt.

Wird es für die Mitarbeiter spürbare Veränderungen geben?

Die Mitarbeiter müssen sich sicher fühlen können über die Anforderungen. Wir wollen gut strukturierte, sauber definierte Veränderungsprogramme fahren, die ein Mehrfaches unserer Anfangsinvestitionen an Geld, Zeit und Anstrengung bringen. Wenn die Mitarbeiter gerne mit dem Supply-Chain-Team zusammen arbeiten, gewinnen wir an positiver Dynamik. Es macht einfach mehr Spaß für den FC Bayern zu spielen, als für den HSV… Wenn wir unsere Mitarbeiter im Herzen berühren durch die Art wie wir die Prozesse zum Funktionieren bringen, gewinnen wir als Unternehmen nicht nur finanziell, sondern auch zwischenmenschlich.

Wie wollen Sie das schaffen?

Wir müssen alle Prozesse vor allem aus Sicht der Kunden und Kosten durchdenken und anlegen. Daraus definieren wir für Alle verständliche und eindeutige Regelwerke und erinnern uns gegenseitig an deren Einhaltung. Das erzeugt Prozessstabilität und Lernkurven, die stetige Weiterverbesserungen ermöglichen.
Aber genau auf demselben konstruktiven Weg, wie wir unser erstes gemeinsames Regelwerk definieren, können wir dies auch wieder anpassen –  zum Beispiel an veränderte interne oder Marktbedingungen. Zum Zweck der Prozessstabilität meißeln wir Regelwerke in Stein. Bis wir uns bewusst dafür entscheiden, einen neuen Stein zu beschriften.

Wie sind Sie auf LINHARDT aufmerksam geworden?

Der Kontakt kam über eine Stellenausschreibung und eine sehr nett formulierte Einladung zum Interview zu Stande.  Im sachorientierten, bodenständigen Erstgespräch mit den Herren Krauß, Hausberger, Hutter und Feldmeier habe ich mich spontan sehr wohl gefühlt. Ich bringe zehn Jahre Beratungserfahrung mit in den Bereichen Strategie, Prozesse, Logistik, Produktion, Controlling und habe zwölf Jahre Management-Führungsaufgaben wahrgenommen als Logistik- und Produktionsleiter bzw. Geschäftsführer.
Bei dieser Karriereentscheidung suchte ich nach einem „beruflichen Hafen“.  Ich habe ein Faible für mittelständische Produktionsunternehmen.  Das Unternehmen hat stets betont, es sucht jemanden, der langfristig zuverlässiger Ansprechpartner für die Supply-Chain-Herausforderungen ist und mit dem man Betriebsjubiläen feiern kann.  In dieser festen Absicht bin ich hier. Die niederbayerische Herzlichkeit hat meine Frau und mich vom ersten Besuch an überzeugt.

Und wie sieht der „private“ Richard Güttler aus?

Ich bin Jahrgang 1967, geboren im oberbayerischen Mühldorf am Inn.  Insofern ist dies eine Rückkehr zu meinen Wurzeln. Meine Familie wohnt in Laupheim, etwas südlich von Ulm, leider auf baden-württembergischer Seite. Andernfalls wäre ein Schulwechsel hierher einfacher. Meine Frau würde gerne innerhalb der Sommerferien die Familie zum Schuljahresbeginn wieder in Viechtach unter einem Dach vereinigen. Unsere drei Söhne sind jedoch gerade in einem schwierigen Alter und gut vernetzt in ihren jeweiligen Cliquen. Wie lange wir zunächst eine Wochenendbeziehung führen und ich pendeln werde,  ist somit noch nicht entschieden. Meine Hobbies sind Radfahren, Volleyball, Fußball und Skifahren.